Elisabeth und Heinrich von Herzogenberg

Elisabeth and Heinrich von Herzogenberg (Photo, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/)

Das Ehepaar von Herzogenberg, beide aus adligen Familien stammend, lernte sich 1865 in Wien kennen und heiratete 1868. Elisabeth von Stockhausen (1847–1892), deren Eltern zum Bekanntenkreis Chopins gehörten, erhielt in Wien Klavierunterricht von Julius Epstein und Johannes Brahms. Mit 13 Jahren kam sie in Berührung mit Schumanns Liederkreis op. 39. Obwohl auf hohem Niveau ausgebildet, trat sie nur äußerst selten öffentlich als Sängerin und Pianistin auf. Heinrich von Herzogenberg (1843–1900) studierte ab 1862 Rechtswissenschaften und parallel dazu Komposition am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. In den 1860ern lernte Heinrich von Herzogenberg Brahms kennen, über ihn entstand vielleicht auch der Kontakt des Ehepaars zu Clara Schumann, wobei Clara aber schon in den 1830ern Elisabeths Mutter, die 1818 geborene Clotilde Gräfin von Baudissin, in Dresden kennengelernt haben muss.

Ein erstes Zusammentreffen zwischen Clara Schumann und den Herzogenbergs kam 1870 zustande, als Clara Schumann am 11. Januar in Graz ein Konzert gab. Heinrich von Herzogenberg lebte ab 1867 als freischaffender Komponist und Dirigent in Graz, das Ehepaar zog aber 1872 nach Leipzig, wo Heinrich von Herzogenberg 1875 zusammen mit Philipp Spitta, Franz von Holstein und Alfred Volkland den Bach-Verein zu Leipzig gründete. Elisabeth von Herzogenberg trat einige Male als Pianistin in den Konzerten des Bach-Vereins auf und unterstützte ihren Mann bei der Chorleitung. In privaten Kreisen spielte sie die Werke ihres Mannes oder von Brahms, mit dem sie im engen Briefwechsel stand und sich kritisch über seine Kompositionen austauschte. Ab 1885 unterrichtete Heinrich von Herzogenberg Komposition an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin, 1887/88 wohnte das Ehepaar in München und unternahm einige Kurreisen. Nach dem frühen Tod Elisabeths wohnte Heinrich von Herzogenberg wieder in Berlin, wo er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste wurde und eine Edition mit „Urtext-Ausgaben classischer Musikwerke“, hauptsächlich für Violine und Klavier, leitete. Heinrich von Herzogenberg half Clara Schumann Mitte der 1880er-Jahre dabei, Briefe Robert Schumanns für die Veröffentlichung durchzusehen und auszuwählen. Bei dieser umfangreichen Arbeit stand er ihr helfend und beratend zur Seite, sodass die Veröffentlichung der Jugendbriefe Robert Schumanns 1885 realisiert werden konnte. Die Herzogenbergs halfen Clara Schumann Anfang der 1880er auch bei Detailfragen bei der Herausgabe der Werke Robert Schumanns.

Vgl. Antje Ruhbaum: „Ein Talent, ‚als Sängerin, Pianistin, vielleicht sogar als Komponistin in der Öffentlichkeit zu glänzen…‘ Elisabeth von Herzogenberg (1847‒1892) als Musikförderin“, in: Rebecca Grotjahn und Freia Hoffmann (Hg.), Geschlechterpolaritäten in der Musikgeschichte des 18. und 20. Jahrhunderts, Herbolzheim 2002, S. 197‒207.

Vgl. Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 15: Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen (Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit den Familien Voigt, Preußer, Herzogenberg und anderen Korrespondenten in Leipzig), hrsg. von Annegret Rosenmüller und Ekaterina Smyka, Köln 2016, S. 393‒402.

weiterführend: Antje Ruhbaum: Elisabeth von Herzogenberg: Salon – Mäzenatentum – Musikförderung (= Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte der Musik 7), Kenzingen 2009, besonders S. 210‒235.

(Theresa Schlegel, 2020)