Andreas Grabau (1808–1884)

Johann Andreas Grabau erhielt wie seine Schwester, die Sängerin Henriette Grabau, frühe musikalische Förderung durch sein Elternhaus. Sein Vater war der Bremer Organist Johann Christian Lebrecht Grabau, der das musikalische Leben in Bremen u.a. durch die Gründung des Grabau’schen Singverein und durch Abonnementkonzerte belebte. Andreas Grabau erhielt seine Ausbildung auch bei Friedrich Kummer in Dresden und war ab 1828 bis 1884 Cellist im Leipziger Gewandhausorchester sowie geschätzter Kammermusikpartner. Er war 1836 Mitglied des Gewandhaus-Quartetts, gründete aber auch eigene Ensembles und spielte in verschiedenen mit. Außerdem trat er in den Konzerten des Leipziger Musikvereins Euterpe auf.

1828 lernte Andreas Grabau Clara Wieck in Leipzig kennen. Beide musizierten zusammen in den Gewandhauskonzerten sowie privat, und auch Robert Schumann begegnete ihm ab 1828 im Hause Friedrich Wiecks bei den dortigen privaten „Musikkränzchen“ sowie auf den Soireen bei Henriette Voigt oder Raymund Härtel. Andreas Grabau gehörte einige Zeit zu dem Kreis der Davidsbündler, der sich in den 1830ern im Leipziger Coffebaum traf. In der Neuen Zeitschrift für Musik zählte Schumann ihn zu den „ausgezeichnetsten Mitgliedern des Orchesters“ (zit. nach Seibold, S. 103). Andreas Grabau setzte sich für die Verbreitung der Schumann’schen Werke ein, besonders seiner Kammermusik, und gründete hierfür Mitte der 1840er-Jahre ein Ensemble, zu dessen Mitgliedern Otto Friedrich von Königslöw (1. Geige), ein Freund Reineckes, Wilhelm Joseph von Wasielewski (2. Geige) und Carl Reinecke (Bratsche) gehörten. Das Ensemble trat privat auf, aber auch öffentlich und auch außerhalb Leipzigs. Darüber hinaus wirkte Andreas Grabau 1848 bzw. 1852 bei den Uraufführungen von Schumanns Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 63 (1848) und Klaviertrio Nr. 3 g-Moll op. 110 (1852) mit.

Schumann widmete Andreas Grabau die Fünf Stücke im Volkston für Violoncello (ad libitum Violine) und Pianoforte op. 102, die 1851 erschienen. Ein Jahr zuvor hatte der Cellist das Werk Schumann zum 40. Geburtstag zusammen mit Clara Schumann privat vorgespielt.

Andreas Grabau war mit der aus sehr wohlhabenden Verhältnissen stammenden Juliane Eleonore geb. Ludwig (1797–1869) verheiratet, das Paar lebte mit seinen zwei Kindern, Henriette Elisabeth (1835–1900) und Andreas Hermann (1837–1922), auf einem Landgut in Leutzsch bei Leipzig. Hier veranstaltete Andreas Grabau musikalische Gesellschaften, die sich seiner Vorliebe für Kammermusik widmeten. Im Januar 1846 veranstaltete er in seinem Haus eine Matinee zu Ehren Robert Schumanns.

Vgl. Ute Bär: „Robert Schumann und Johann Andreas Grabau“, in: Bernhard R. Appel und Matthias Wendt (Hg.): Robert Schumann, das Violoncello und die Cellisten seiner Zeit. Bericht über das 8. Internationale Schumann-Symposion am 15. und 16. Juli 2004 im Rahmen des 8. Schumann-Festes, Düsseldorf, Mainz 2007 (= Schumann Forschungen 12), S. 136–161.
Vgl. Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 20: Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen (Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Leipzig 1830 bis 1894), Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann; Herausgeber: Annegret Rosenmüller und Ekaterina Smyka, Köln 2019, S. 411–413.
Vgl. Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 101–104.

(Theresa Schlegel, 2020)