Bei mir ist Schumanns Erbe in guten Händen

Frankfurt. Zwei musikalische Verehrer Robert Schumanns gründeten im Sommer 1956 in der Villa Bonn die „Robert-Schumann-Gesellschaft“: „Sie wollten die Erinnerung an den Komponisten wach halten, da Frankfurt immer ein besonderes Verhältnis zur Familie Schumann hatte“, erklärt der heutige Vorsitzende Erast von Jasienicki (74). So knüpften damals der Mediziner Max Flesch-Thebesius und der Musikprofessor Erich Flinsch an eine Vereinigung in der Geburtsstadt des Musikers an: „Denn in Zwickau existierte bereits eine Schumann-Gesellschaft, doch das DDR-Regime machte Schwierigkeiten. Die Mitglieder mussten ihre Arbeit zeitweise einstellen.“ Von Jasienicki wurde als junger Mann über den Klavierunterricht bei Prof. Flinsch zum Schumann-Kenner, übernahm 1974 den Vorsitz der Gesellschaft. Nun feiern die Frankfurter ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt am Samstag, 8. Juli, um 11 Uhr in der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in der Eschersheimer Landstraße 29-39, zu dem auch Vertreter der Schumann-Gesellschaften aus Zwickau, Düsseldorf, Bonn und Leipzig erwartet werden. Höhepunkt im Jubiläumsjahr ist eine außergewöhnliche Konzertreihe.


Robert Schumann lernte Frankfurter Stadtansichten zunächst auf der Fahrt zu seinem Studienort Heidelberg kennen. Der damals 19-Jährige besuchte alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der alten Reichs- und Handelsstadt, fand diese „reizend, schon weil es Leipzig ähnelt, den Taunus und den lieblichen Main abgerechnet“. Die Gesichter der Bürger fand der junge Jura-Student „fast alle charaktervoll“, aber er mochte den Frankfurter Dialekt nicht, hat Gerd Nauhaus von der Schumann-Gesellschaft Zwickau notiert. Erst 1851 kam der Komponist wieder nach Frankfurt, diesmal gemeinsam mit seiner Ehefrau Clara. „Vor allem ihre Bindungen an diese Stadt waren sehr eng“, berichtet der Vorsitzende. Clara Schumann habe nicht nur häufig in Frankfurt konzertiert, sondern ab 1878, bis zu ihrem Tode, sogar hier gelebt. Mehr als ein Jahrzehnt wirkte sie als Erste Klavierlehrerin an Dr. Hoch’s Konservatorium. In ihrem Wohnhaus im Westend, Myliusstraße 32, versammelte sie einen großen Freundes- und Schülerkreis um sich. Hier starb sie am 20. Mai 1896 und wurde neben ihrem Mann in Bonn begraben. Der jüngste Sohn Felix starb 1879 und fand auf dem Frankfurter Hauptfriedhof die letzte Ruhestätte.


Ziel der Robert-Schumann-Gesellschaft ist es, „das musikalische Erbe Schumanns zu pflegen, das Verständnis und die Liebe zu seiner Musik zu wecken und in seinem Sinne die Zuhörer mit zeitgenössischer Musik bekannt zu machen“. Eine der wichtigsten Aufgaben habe die Gesellschaft mit ihren 150 Mitgliedern von Anfang an in der Förderung junger Künstler gesehen, betont von Jasienicki, der mit seinem Stellvertreter Harald Heckmann und Prof. Gerhard Mantel ehrenamtlich die Ensembles betreut. Jedes Jahr werden sechs Kammerkonzerte in den Monaten Januar bis März sowie September bis November in der Villa Bonn veranstaltet. „Zirka 100 Zuhörer kommen und lauschen der Musik. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei, aber Spenden sind willkommen.“ Zur geradezu familiären Atmosphäre trage bei, dass die Gäste nach dem musikalischen auch einen kulinarischen Genuss erleben können. „Denn beim anschließenden Abendessen mit den Künstlern ergeben sich viele Gesprächsthemen.“

Von Beate Lambrich

Frankfurter Neue Presse vom 08.02.2006, S. 15
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