Constanze Jacobi (1824‒1896)

Constanze Jacobi verheiratete Dawison (Abbildung, vgl. https://emuseum.duesseldorf.de/)

Die Pianistin und Sängerin Constanze Erdmunde Jacobi war eine der ersten Schülerinnen des 1843 gegründeten Leipziger Konservatoriums und erhielt Gesangsunterricht von Henriette Bünau geb. Grabau sowie Klavierunterricht von Robert Schumann. Er zählte sie zu seinen besten Schülern und widmete ihr sein 1849 komponiertes Opus 95 „Drei Gesänge aus Lord Byrons Hebräischen Gesängen für eine Singstimme mit Begleitung der Harfe oder des Pianoforte“. Außerdem studierte Constanze Jacobi bei Felix Mendelssohn Bartholdy, der am Leipziger Konservatorium 1843 Unterricht für Sologesang, Instrumentenspiel und Komposition gab. Sie trat als Pianistin und mit ihrer „klangreichen und seelenvollen Stimme“ (zit. nach Deutsche Allgemeine Zeitung, 5.4.1853, S. 647) als Altistin vor allem in Leipzig und Dresden auf.

Ab 1845 lebte Constanze Jacobi in Dresden und war hier, besonders zwischen 1848 und 1850, oft zu Gast bei den Schumanns. Sie führte einige Werke Robert Schumanns, darunter das „Spanische Liederspiel“ op. 74 und die oben genannten „Drei Gesänge“, erstmals auf den musikalischen Gesellschaften im Hause der Schumanns und auch öffentlich auf.

Constanze Jacobi heiratete am 3. Januar 1861 den Schauspieler Bogumil Dawison (1818–1872) und lebte mit ihm in Dresden – er war u.a. königlich-sächsischer Hofschauspieler und k.k. Hofschauspieler in Wien sowie in erster Ehe mit der polnischen Schauspielerin Wanda von Ostoja-Starzewska verheiratet, die 1859 verstarb. Constanze ist nach ihrer Heirat wohl nicht mehr öffentlich aufgetreten, vermutlich hat sie ihren Mann auf seinen zahlreichen Gastspielen, u.a. 1861 nach Berlin und 1862 nach Petersburg sowie 1864/65 nach Wien begleitet. Belegt ist, dass Constanze ihn 1866 und 1867 jeweils für mehrere Monate nach New York und in weiteren nordamerikanischen Städten an der Ostküste begleitete. Ab 1867 hielt sie sich mit ihrem Ehemann zu Kuren in Bad Gastein und in Bad Landeck (heute Lądek-Zdrój) auf, und schrieb von dort 1870 der Redaktion der „New-Yorker-Handelszeitung“ über den gesundheitlichen Zustand ihres Mannes. Der Bericht wurde in mehreren deutschsprachigen Zeitschriften abgedruckt, vgl. u.a. Fremden-Blatt Nr. 244, von 4. September 1870.
Bogumil Dawison starb körperlich und seelisch erkrankt 1872. Über das Leben Constanzes nach 1872, die als Witwe bis zu ihrem Tod 1896 in Dresden wohnte, ließ sich leider nichts in Erfahrung bringen.

Die Künstlerin hat ein musikalisches Stammbuch hinterlassen, das im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf aufbewahrt wird. In diesem Album befindet sich auch ein Stammbuchblatt Robert Schumanns von 1849, auf dem er das Klavierstück „Rebus“, das keinen Eingang in das „Album für die Jugend“ gefunden hat, notierte.

Vgl. Bernhard R. Appel: Robert Schumanns „Album für die Jugend“, Zürich/Mainz 1998, S. 67.
Vgl. Fremden-Blatt Nr. 244, I. Beilage des Fremden-Blatt, 4. September 1870, 3. nicht nummerierte Seite der Beilage (Bericht Constanze Dawisons).
Vgl. Ost-Deutsche Post Nr. 10 vom 10. Jänner 1861 (auf der 3. nicht nummerierten Seite, 3. Sp. oben befindet sich die Notiz zur Vermählung).
Vgl. Robert Schumann. Tagebücher. Bd. II: 1836–1854, hrsg. v. Gerd Nauhaus, Leipzig 1987, S. 271, 619 sowie Robert Schumann. Tagebücher. Bd. III: Haushaltbücher Teil 2: 1847–1856, hrsg. v. Gerd Nauhaus, Leipzig 1982.
Vgl. Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 127‒130.
Vgl. zu den Gastspielen B. Dawisons: Der Zwischen-Akt vom 22. August 1861, 3. nicht nummerierte Seite, 3. Sp.; vgl. Der Zwischen-Akt vom 9. Juni 1862, 3. nicht nummerierte Seite, 2. Sp.; vgl. Tetschner Anzeiger 11. Jg., Nr. 32 vom 11. August 1866, S. 300; vgl. Fremden-Blatt 11. Jg., Nr. 87 vom 30. März 1867, S. 5.

(Theresa Schlegel, 2020)