Marie von Lindeman (1818–1903)

Die in Dresden geborene Marie von Lindeman war fast gleichaltrig mit Clara Schumann. Sie wurde 1848 deren Schülerin und zählte zu den ersten Mitgliedern des im selben Jahr von Robert Schumann gegründeten Chorgesangvereins. Im Festkonzert anläßlich der Goethe-Säkularfeier am 29. August 1849 sang sie eine der Solopartien in der 3. Abteilung von Schumanns Faust-Szenen. Am 17. November 1850 veranstaltete sie eine eigene Matinee, in der sie als Sängerin (Altistin) und Pianistin auftrat.

Zu dieser Zeit verdiente sie auch bereits ihren Lebensunterhalt mit Klavier- und Gesangsunterricht. 1852 wollte Marie von Lindeman den Schumanns nach Düsseldorf folgen, doch riet ihr Clara Schumann davon ab. Nachdem ihre Schülerin sich selbst während eines kürzeren Aufenthaltes davon überzeugt hatte, blieb sie in Dresden. Bereits mit 30 Jahren erkrankte Marie von Lindeman an grauem Star, den sie 1854 operieren ließ. Dennoch verschlechterte sich ihre Sehkraft erheblich, und sie erblindete schließlich, so daß sie keine Anstellung mehr finden konnte.

Von etwa 1850 bis zu ihrem Tod lebte sie mit ihrer Freundin Louise Wießner zusammen, die ihr eine große Stütze war und auch Besorgungen für Clara Schumann erledigte. Seit 1870 betätigte sich Marie von Lindeman als erfolgreiche Schriftstellerin. Der freundschaftliche Kontakt zu ihrer ehemaligen Lehrerin blieb bis zu deren Tod bestehen. Von Clara Schumann sind 64 Briefe an die Dresdner Freundin erhalten, in denen sie über ihre Konzerte und ihre Kinder berichtet (publiziert in: Alltag und Künstlertum. Clara Schumann und ihre Dresdner Freundinnen Marie von Lindeman und Emilie Steffens. Erinnerungen und Briefe nach den Quellen hg. v. Renate Brunner. Sinzig 2005, Schumann-Studien Sonderband 4). Marie von Lindeman verfaßte auf Bitten des Engländers Friedrich Niecks Erinnerungen an Clara und Robert Schumann.

(J.M.N.)