Stadtarchiv Bonn, Neuerwerbung, April 2008

Signatur/Inventarnummer: SN 19 Nr. 753. (Foto: F. Kaiser, Stadtarchiv Bonn)

Stargardt, Katalog 688, 2008, 825* — E.Br.m.U. „Deine alte Mutter Clara“. Frankfurt a.M. 9.IV.1880. 73/4 S. gr.-8o. (800.—

Ausführlicher Brief an ihre Tochter Elise, der sie zum Geburtstag gratuliert und über die bevorstehende Enthüllung des Denkmals für Robert  S c h u m a n n   (von Adolf von Donndorf) auf dem Alten Friedhof in Bonn berichtet. „Diesmal, meine theuere Elise, hoffe ich doch nicht mit meinen innigsten Wünschen und meinen kleinen Gaben zu spät zu kommen! Mögest Du Deinen Geburtstag recht glücklich mit den Deinen feyern und Dir meine Geschenke einige Freude machen ...
Für Dich: Brahms Ensemblesachen, Eine Majolica Schaale, die mir so gut gefiel, ... und von Marie u Eugenie eine Tischdecke ... Für Robert folgt mein Pathengeschenk zum 10ten Septbr: 1879 ... ein weißes Kleidchen, u. ein blau wollenes Röckchen, wenn er im Winter aus dem Bettchen kommt. Marie u. Eug. meinten, ich solle Dir es nicht schicken, es sey nicht schön genug. Gebrauchst Du es aber nicht, so bringe es mir später wieder mit, bei Antonie findet es immer Anwendung. Für das zu erwartende Schwesterchen oder Brüderchen folgen zwei Tragkleidchen ...“

(Am 3. Juli des Jahres wurde ihr Enkel Georg Sommerhoff geboren.) „... Ich hätte schon früher ’mal wieder geschrieben, aber meine Arme haben mir in den letzten Wochen viel zu schaffen gemacht. Unter Tausend Aengsten, schon 8 Tage vorher, gab ich am 6ten April hier eine Soiree, ich spielte viel, es lief aber sehr glücklich ab, ich spielte äußerst glücklich, es war sehr voll (der kleine Saal) und enormer Enthusiasmus. Aber immer sind meine Arme auch sehr schlimm, der Rheumatismus im rechten Arm, besonders Nachts, furchtbar. Hoffentlich giebt es sich bald mit diesem. Es wäre schlimm, wenn nicht, da ich Pfingsten in Cöln spielen soll.
Das Bonner Fest rückt nun nahe – ach, könnten wir Dich doch dabei haben! Das Denkmal soll herrlich sein, und die Feyer wird gewiß recht schön. Morgens des 2ten Mai 111/2 Uhr findet die Enthüllung auf dem Kirchhof statt, Abends ein Concert,  M a n f r e d   (unter Joachims Leitung) dann spielt dieser Brahms Violionconcert (unter Brahms Leitung) dann Requiem für Mignon und die Es dur Symphonie. Possart spricht den Manfred. Am 3. Mai ist noch eine Matinée mit Joachim u. Brahms und das spanische Liederspiel.

Ich schrieb Dir wohl schon daß ich zu spielen ausgeschlagen, weil es gegen unser Aller Gefühl war bei dieser Gelegenheit mitzuwirken. Es werden doch recht reizende Tage werden, wenngleich ich solche Tage gewöhnlich vorher schon in mir durchkämpfe. Eine wehmuthsvolle Freude ist es, Solches zu erleben, das hätte ich früher doch nie geglaubt, daß uns noch das Glück würde, so ein Fest mitzufeyern. Ach, könntest Du doch dabei sein! Ferdinand kommt natürlich, Antonie wollte nicht – die Schwestern sollen es Dir schreiben, wie albern sie sich jetzt gegen uns benommen. Der arme Ferdinand scheint es schwer mit ihr zu haben.“