Pauline Viardot-Garcia (1821–1910)

Pauline Viardot-Garcia

Pauline Viardot-Garcia, Altersbildnis
Reproduktion eines Fotos von Erwin Hanfstaengl, Frankfurt
(Robert-Schumann-Haus, Zwickau)

Clara Schumann und Pauline Viardot-Garcia, die jüngere Schwester der Malibran, lernten sich bereits 1838 in Leipzig kennen, als beide junge, aufstrebende Musikerinnen waren. Sie befreundeten sich schnell und blieben bis zu Claras Tod in Kontakt, auch wenn sie von Temperament und Lebensweise her sehr unterschiedlich waren. Clara war von Paulines Impulsivität und ihrer Sorglosigkeit fasziniert, Pauline nannte die Freundin „Clärchen“ und freute sich ebenso, wenn sie sie sah oder einen Brief von ihr erhielt. Während Claras Paris-Aufenthalt 1839 waren sie fast täglich zusammen, 1843 traten sie gemeinsam mit Mendelssohn in einem Leipziger Konzert auf, 1856 trafen sie sich in London, 1858 in Budapest, 1862 wiederum in Paris. Ein Jahr später wirkte Clara Schumann in Paulines letztem öffentlichen Konzert mit.

Nach ihrem Rückzug von der Bühne lebte Pauline Viardot-Garcia zehn Jahre in Baden-Baden. In der Nähe, in Lichtenthal, verbrachte in diesen Jahren auch Clara Schumann die Sommer. Die Freundin hatte sie zum Kauf eines Hauses ermuntert, das von 1862 bis 1873 zum Zentrum des Schumannschen Familienlebens wurde. In der Villa Viardot wiederum versammelte Pauline die Schar ihrer Schülerinnen und veranstaltete Konzerte, die auch der höchste Adel besuchte. Paulines luxuriöser Lebensstil behagte ihrer ernsthafter veranlagten Freundin oft nicht, doch nachdem Clara in der Villa Viardot die Aufführung von drei kleinen, von Pauline komponierten Operetten erlebt hatte, die diese mit ihren Kindern und Schülern einstudiert hatte, schrieb sie an Brahms: „... ich fand wieder bestätigt, was ich immer gesagt, sie ist die genialste Frau, die mir je vorgekommen.“

Bereits 1844 soll Pauline ihrerseits am Ende ihrer triumphalen Rußlandtournee gesagt haben, als Clara und Robert Schumann gerade eingetroffen waren: „Ich lasse Ihnen Clara Schumann hier. Ihr Gesang auf dem Klavier ist besser als der meinige.“

Nach Paulines Rückkehr nach Paris im Jahr 1871 war der Kontakt zwischen den beiden Frauen nur noch sporadisch, doch sorgte Clara Schumann beispielsweise für eine Anstellung von Paulines Tochter Louise Héritte-Viardot als Gesangslehrerin am Dr. Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt. 1884 fand die letzte Begegnung der beiden „ältesten Freundinnen dieses Jahrhunderts“, wie Pauline Viardot 1892 an Clara schrieb, in Frankfurt statt.

(Julia M. Nauhaus/Ingrid Bodsch)

Vgl. auch [ Pauline Viardot-Garcia ]

Zu Pauline Viardot-Garcia vgl. besonders die Publikationen nach 2010:
Miriam-Alexandra Wigbers: Johannes Brahms und Pauline Viardot – der Sommer 1869: Begegnungen, Das verschollene Morgenständchen, Die Alt-Rhapsodie. In: Brahms-Studien, Veröffentlichungen der Brahms-Gesellschaft Hamburg e. V. Bd. 16.2011. Tutzing 2011, S. 67–89.
Miriam Alexandra: Pauline Viardot. In: Lexikon der Gesangsstimme. Geschichte – Wissenschaftliche Grundlagen – Gesangstechniken – Interpreten. Laaber 2016.
Beatrix Borchard: Pauline Viardot-Garcia. Fülle des Lebens (europäische Komponistinnen, Bd. 9), Köln 2016. 439 Seiten.
Herzensschwestern der Musik. Pauline Viardot und Clara Schumann – Briefe einer lebenslangen Freundschaft. Herausgegeben von Désirée Wittkowski, Laaber-Verlag, 2020.


Vgl. auch die Sonderausstellung „Pauline Viardot-Garcia (1821 – 1910)“, 3. Oktober bis 31. Dezember 2021, Robert-Schumann-Haus Zwickau
https://www.schumann-zwickau.de/ [PDF]