Schumannzimmer im Schumannhaus Bonn

Die kleine Gedenkstätte in der Musikbibliothek umfasst die zwei ehemaligen Patienten-Zimmer von Schumann im ersten Stock der ehemaligen Nerven-Heilanstalt des Dr. Richarz, in die Robert Schumann 1854 eingeliefert worden war. Das erst seit 1963 mit Einrichtung der beiden Gedenkzimmer als Schumannhaus bezeichnete Gebäude, ursprünglich ein kleiner Ende des 18. Jahrhunderts etwas außerhalb Bonns erbauter Sommersitz der Bonner Honoratiorenfamilie Kaufmann, gehört heute der Stadt Bonn und ist Standort der Musikbibliothek der Stadtbibliothek Bonn. Die Schumannzimmer, in denen Schumann am 29. Juli 1856 gestorben ist, und in denen, jahrzehntelang nach Schumanns Tod als Kranken- und später Altenheimzimmer genutzt, natürlich keine authentische Einrichtung aus der Schumannzeit erhalten geblieben ist, bieten heute einen kleinen Überblick zu Schumanns Leben und erinnern auch an Clara Schumann sowie an seine jungen Freunde Johannes Brahms und Joseph Joachim, die auch in den Jahrzehnten nach Schumanns Tod wiederholt zu den Schumannfeiern, zu Konzerten und zu Besuchen nach Bonn gekommen sind. Die Exponate stammen teilweise aus dem Familienbesitz der Nachkommen von Robert und Clara Schumann und gehören zum größten Teil der Stadt Bonn. Sie werden als Leihgaben des StadtMuseum Bonn im Schumannhaus präsentiert. Einzelne Objekte sind Leihgaben bzw. Schenkungen aus Privatbesitz, die ebenfalls Teile der Sammlung des StadtMuseum Bonns sind.


Die Räume
Durch einen Vorraum, in dem wohl der Pfleger seine Schlafstätte hatte, gelangt man zum eigentlichen Krankenzimmer Robert Schumanns, das eines der größten und schönsten Patientenzimmer mit Morgensonne war. Von dort aus konnte Schumann sowohl im Osten nach Bonn als auch im Süden auf den nahen Kreuzberg schauen, was heute aufgrund der Bebauung nicht mehr möglich ist.

Möbel
Das Vertiko, die Kommode und auch das Nähkästchen, alles Möbel aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, stammen aus dem Besitz des Schumann-Enkels Ferdinand Schumann.

Tafelklavier mit Flügeldecke

Porträts
Das originale Marmorrelief mit dem Porträt Robert Schumanns von Adolf Donndorf stammt vom Grabdenkmal der Schumanns auf dem Alten Friedhof und wird aus konservatorischen Gründen im Schumannhaus aufbewahrt (Dauerleihgabe des StadtMuseum Bonn).

Weitere Porträts – als Ölgemälde sämtlich Leihgaben aus dem Bestand des StadtMuseum Bonn, die Grafiken meist Reproduktionen nach Vorlagen aus dem Stadtarchiv Bonn – zeigen u.a. Robert und Clara Schumann, Clementine Wieck, die 2. Ehefrau von Friedrich Wieck und Claras Stiefmutter, Dr. Franz Richarz, den Leiter und behandelnden Arztes der Heilanstalt, seine zweite Frau Catharina Richarz, geb. Lücker, Johannes Brahms und Joseph Joachim. Ein Ölgemälde von 1839 von einem sonst nirgendwo nachweisbarem F. Klima mit dem Porträt eines jungen Mannes mit Ohrring soll nach ausschließlich mündlicher Überlieferung der heute unbekannten Stifter des Gemäldes, den jungen Robert Schumann zeigen, wofür es allerdings keine Belege gibt!

Dr. Franz Richarz (1812 - 1887)
Dr. Franz Richarz (1812 - 1887)
Robert Schumann, Kopie nach einem Gemälde von C. Jäger (1871)
Robert Schumann, Kopie nach einem Gemälde von C. Jäger (1871), Dauerleihgabe des StadtMuseums Bonn

Briefe und Dokumente
Die Vitrinen zeigen (in Kopien) Briefe und Dokumente aus verschiedenen Lebensstationen Robert und Clara Schumanns, unter anderem Briefe Robert Schumanns an seinen Bruder Carl, den Verleger Friedrich Kistner, den Musikschriftsteller August Ambros und Briefe Clara Schumanns an Dr. Eberhard Peters, Assistenzarzt in Endenich.

Präsentiert werden auch musikalische Skizzen Schumanns, Erinnerungsstücke wie ein repräsentativer Taktstock aus Ebenholz und Elfenbein, ein Buch aus dem elterlichen Verlag in Zwickau und Visitenkarten, Fotos und Briefe der Schumann-Kinder und von Johannes Brahms und Joseph Joachim, die Schumann in der Heilanstalt vielfach besuchten. Desgleichen – als Geschenk von Brigitte Berenbruch, die sie wiederum von der Schweizer Haushälterin Eugenies Schumann bekommen hat – ein bestickter Kissenbezug und Baumwollstrümpfe von Clara Schumann.

Schumann und die Stadt Bonn
Die Gedenkzimmer dokumentieren durch Konzertprogramme und Fotos auch die Schumann-Tradition der Stadt Bonn, z.B. das Schumannfest zum 50. Todestags des Komponisten 1906 und Stationen des Wiederaufbaus des Schumannhauses.

Literatur:
Brigitte Berenbruch, Helmut Hellberg: Robert Schumann und Bonn, Bonn 1993;
Thomas Synofzik: Briefe und Dokumente im Schumannhaus Bonn-Endenich, Bonn: Verein Schumannhaus e.V., 1993;
Töne sind höhere Worte. 50 Jahre Schumannhaus und Musikbibliothek Bonn. Dokumentation, Hrsg. vom Verein Schumannhaus Bonn e.V. Mit Beiträgen von Ingrid Bodsch, Ulrich Bumann, Katrin Reinhold und Markus Schuck, Bonn 2013

(I.B.)